Freitag, 2. Januar 2015

Plastikbaum und Chocolate Chip



Heyy alle zusammen!



Zu guter Letzt (nach etwa einem halben Jahr), hab auch ich mich einmal aufgerafft und werde nun meinen ersten, eigenen Blogeintrag verfassen. Ich könnte euch jetzt mit all den kleinen und schon beinahe vergessen Details meiner Anreise und den ersten paar Wochen, hier in Darlington, Wisconsin langweilen, doch ich glaube es ist und allen lieber wenn ich mich kurz fasse.

Sowohl meinen Flug als auch die ersten paar Tage hier, habe ich in einem Zustand der Fassungslosigkeit verbracht. Ich schätz mal dass, auch wenn ich ein halbes Jahr hatte um mich auf Aufenthalt vorzubereiten, ich trotzdem nie wirklich daran geglaubt hatte, dass ich wirklich so mutig sein und das durchziehen würde. Die ersten Wochen hier waren dann auch echt hart. Es fühlte sich einfach falsch an so weit von seiner Familie und seinen Freunden entfernt zu sein, doch sobald man sich erstmal ein bisschen an die fremde Sprache und die Kultur gewöhnt hatte, wurde es besser. Ich hatte ziemliches Glück, denn schon am ersten Tag in meiner neuen, kleinen aber auch irgendwie süßen High-School, habe ich mich mit einem anderen deutschen Austauschüler angefreundet, der schon ein paar Tage hier gewesen war. Er hat mir sofort ein paar Tipps gegeben wie ich mich verhalten sollte und welche Leute nett zu sein schienen. Von da an ging es eigentlich nur noch Bergauf. Schon am allerersten Wochenende, dass ich hier verbracht habe, wurde ich zu einem typischen amerikanischen BBQ eingeladen, dass ein paar Leute aus der Schule veranstalteten. Zusammen fuhren wir zum "Yellowstown-Lake" und grillten Hamburger, spielten Volleyball, erzählten Witze und lachten viel, während die warme Sommersonne hinter den Wipfeln der Bäume unterging. Dieser tolle und unvergessliche Abend war der Startschuss. Langsam aber sicher begann ich zu realisieren, dass ich angekommen war und dass ich hier ein Jahr meines Lebens verbringen würde. Ich gewöhnte mich an den amerikanischen Dialekt und an meine neuen Lehrer, begann mutiger im Umgang mit den anderen Teenagern zu werden, fand neue Freunde und wurde schließlich sogar Mitglied im Cross Country Team der Schule. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass das wahrscheinlich die beste Entscheidung meines Lebens war. All die Wettkämpfe, lustigen Busfahrten, "Spaghetti-Suppers" und kreativen Trainingseinheiten sind Erinnerungen, die ich nie wieder vergessen werde.

Auch mit meiner Gastfamilie wurde es besser. Meine Eltern, Laura und Allen, habe ich von Anfang an sehr gemocht. Fürsorglich und nett hat meine Gastmutter von Anfang an probiert mir das Leben so leicht wie möglich zu machen, während mein Gastvater eher den coolen und Footballbegeisterten "American-Dad" aus dem Fernsehen gibt. Sie sind beide sehr locker und haben somit kein Problem, wenn ich Abends mit Freunden in benachbarte Städte fahre oder erst weit nach Mitternacht zurückkomme. Mit meinen Gastgeschwistern war es nicht ganz so leicht. Sie sind alle sehr still und verschlossen, weswegen ich zuerst den Eindruck hatte, als ob sie mich hassen würden. Erst um Thanksgiving herum, dass wir alle zusammen bei dem Bruder meiner Gastmutter am Lake Michigan verbracht haben, ist mir klar geworden, dass sie einfach grundsätzlich nicht gerne reden und das Ganze nichts gegen mich persönlich war. Das hatten mir übrigens auch schon ein paar Freunde gesagt, aber wie ihr mich kennt muss ich so etwas immer erst selbst kontrollieren, bevor ich das auch glauben kann.

Nachdem die Cross Country Saison vorüber war, habe ich mich eine Zeit lang im Basketball versucht, muss aber leider zugeben, dass ich jämmerlich gescheitert bin (Die üblichen Koordinations-Probleme). Andere Sachen, die ich hier bereits erlebt habe sind z.B, einen hammer Trip zusammen mit Freunden nach Chicago, verschiedene Besuche in den nächst größeren Städten, den traditionellen Home-Coming Ball, das State-Football-Finale, Kochcompetitions (Deutsche vs Amerikaner), ausdauernden Lasertagrunden (Wie Barney Stinson "Grins"), A capella Konzerte in Madison, Kürbis schnitze mit meiner Gastfamilie, Horrorfilme und ein "hounted house" zusammen mit Freunden an Halloween, die typischen Dress-up Days in School before Christmas und so viel mehr Sachen, die ich nie in meinem Leben vergessen werde. Natürlich werden mir hier auch immer wieder die kulturellen Unterschiede Amerikas und Deutschland vor Augen geführt. Ein nettes Beispiel war jetzt der Dezember, in dem für mich anfangs einfach die Feierlichkeit zu fehlen schien. Keine echten Kerzen, oder Tannenzweige, kein vertrauter Duft nach Zimt und Harz, kein Adventskranz an der Tür oder geputzte Schuhe zu Nikolaus. Stattdessen war da Unordnung, Pappkartons voll Lichterketten, fünf künstliche "Christmastrees" und Chocolate-Chip Cookies anstelle von Spekulatius. Doch das hatte ich ja alles gewusst, dass dieses Fest so ganz anders werden würde, als die bisherigen. Und letztendlich hat es mich dann doch gepackt und ich habe mich von der Vorfreude meiner Gastgeschwister anstecken lassen. Am Christmas eve, gab es keine Geschenke, dafür ziemlich gutes Essen und "gemütliches Zusammensein" mit der Verwandtschaft. Meine Gastmutter hat es sich sogar nicht nehmen lassen, unsere Zimmer mit Tapeband abzusperren, nur um sicher zu gehen, dass wir auch Zeit mit der Familie verbringen würden (Wie erwähnt meine Gastgeschwister sind ja ansonsten nicht so kommunikativ). Am 25. sind wir ganz früh morgens (4:30!!!) aufgestanden und zum Tannenbaum und unseren "Stockings" gerannt. Scheinbar hatten wir Santa Clause alle davon überzeugt, dass wir liebe Kinder sind, denn Geschenke gab es reichlich. Anschließend haben wir noch ein paar der deutschen Leckereien probiert, die meine Mutter uns geschickt hatte und sind dann, vollkommen übermüdet in die Betten gefallen, um noch ein paar Stündchen Schlaf zu bekommen, bevor es ans traditionelle "Turkey und Chicken" essen gehen würde. Es war vielleicht nicht das Weihnachten, dass ich gewohnt war, aber auf seine eigene Weise mindestens genauso feierlich, wie unser Fest zuhause n Deutschland.

Das war es jetzt mit meinem Blog-Eintrag zum vergangenen halben Jahr und Weihnachten. Es tut mir Leid, dass das Alles ein bisschen länger geworden ist als ursprünglich geplant, aber ich hatte ja einiges aufzuholen. Von jetzt an werde ich probieren regelmäßig etwas zu posten (vielleicht bald schon was zu Silvester, dass ich zusammen mit Freunden gefeiert habe, oder dem bevorstehenden Mall of America Trip...?). Ich grüße euch alle ganz lieb!

Eure (nun total erschöpfte) Ronja:)
                          
                                                        Erfolgreich im Cross Country!

 
                                           Meine Lieblings-Zwillinge am Twin-Day in der Schule<3


                                                    Atemlos durch die Nacht;)


                                                                  Homecoming...
         
 
Merry Christmas everyone!